Fundamentalanalyse - Der innere Wert

Die Fundamentalanalyse versucht auf Grundlage interner und externer Daten des Unternehmens den inneren Wert (auch als fair value bezeichnet) eines Wertpapiers zu bestimmen und eine Aussage darüber zu treffen, ob ein Unternehmen überbewertet, unterbewertet oder fair bewertet ist. Durch die zeitlich verzögerten Daten liegt der Schwerpunkt auf der Hilfestellung bei strategischen Anlageentscheidungen. Beispiele für interne & externe Daten

Dabei ist eine Basisannahme, dass die Aktienkurse grundsätzlich um den inneren Wert schwanken. Bewegt sich der Kurs somit unterhalb des ermittelten inneren Wertes geht man von einer Unterbewertung aus, woraus sich eine Kaufentscheidung ableitet. Bei einem Kurs oberhalb des inneren Wertes empfiehlt sich aufgrund der fallenden Kurserwartung eher ein Verkauf. Zur Ermittlung des inneren Wertes werden möglichst viele relevante Daten herangezogen.

Je nach untersuchtem Spektrum unterscheidet man bei der Fundamentalanalyse zwischen gesamtwirtschaftlicher Global- und Branchenanalyse oder spezifischer Unternehmensanalyse. Dabei kann sowohl ein Top-Down – als auch ein Bottom-Up-Ansatz gewählt werden.

Gesamtwirtschaftliche Analyse - globale & branchenspezifische Einordnung

Die Globalanalyse dient dabei einer Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Lage. Auf Grundlage verschiedener Indikatoren erfolgt eine Einschätzung der zukünftigen Lage.

Indikatoren

  • Konjunktur (Auftragseingänge, IFO Geschäftsklima, etc.)
  • Zinsen - Einflussfaktoren
    • Konjunktur- und Inflationsentwicklung
    • Staatsverschuldung
    • Internationales Zinsumfeld und Wechselkurse
    • Geldpolitik der Notenbanken
  • Wechselkurse
  • Geldmenge - vorgegeben durch die Zentralbanken
  • Preise (Unterhaltungskosten, Rohstoffpreise), Inflation
  • Unternehmensertäge

Die Branchenanalyse befasst sich mit einzelnen Branchen und analysiert verschiedene Indikatoren wie die Auftragslage, Lagerbestände, das Branchenklima und auch verschiedene Sonderfaktoren um daraus eine Einschätzung für die zukünftige Entwicklung der jeweiligen Branche abzuleiten.

Beispiele der gesamtwirtschaftlichen Analyse

Anstieg BIP

Aus einem Anstieg des BIP folgt in der Regel eine erhöhte Nachfrage und somit eine höhere Güterproduktion und ein erhöhter Absatz. Dadurch steigen de Unternehmensgewinne und draus folgend auch die Aktienkurse.

Zinsniveau in Deutschland sinkt

Ein sinkendes Zinsniveau führt zu Investitionen in den Unternehmen, da diese im Vergleich zur Anlage am Zinsmarkt attraktiver werden. Darauf folge eine Erhöhung der Produktion und in der Folge ein Anstieg der Unternehmensgewinne, welche zu steigenden Aktienkursen führen.

Auf der anderen Seite legen die Sparer ihre Einlagen weniger fest an, so dass die Spareinlagen sinken. Diese Auflösung von Spareinlagen führt zu einer erhöhten Nachfrage nach Aktien und/oder einer erhöhten Güternachfrage. Beides wirkt sich positiv auf die Aktienkurse aus.

Wechselkurs des USD im Verhältnis zum EUR steigt

Ein steigender Wechselkurs des USD führt zu einer Verteuerung bei Importprodukte, wodurch die Unternehmensgewinne importierender Unternehmen sinken, was zu sinkenden Aktienkursen der betroffenen Unternehmen führt.

Auf der anderen Seite führt dieser Anstieg des USD-Wechselkurses bei exportierenden Unternehmen zu steigenden Gewinne (Währungsgewinne) und/oder einem steigernden Absatz (Absenkung der Preise bei gleichem Gewinn in EUR). Beides wirkt sich in Form steigende Aktienkurse positiv auf die Geldanlage aus.

Steigende Unternehmenserträge

Grundsätzlich führen steigende Unternehmenserträge zu einer Steigerung des Beteiligungswertes durch eine Verbesserung der Renditeerwartung.

Je nach Branche sind die Unternehmenserträge konjunkturabhängig. Die Höhe der Erträge wird dabei von der Kapazitätsauslastung, den Lohnstückkosten und den Terms of Trade beeinflusst.

Da selten die Umsatzerträge über alle Branchen gleichermaßen steigen, spielen diese insbesondere bei der Branchen- und auch bei der Unternehmensanalyse innerhalb einer Branche eine wichtige Rolle.

Unternehmensanlyse - die konkrete Unternehmenssituation

Während sich die Global- und Branchenanalyse vornehmlich auf messbare Indikatoren berufen, fließen in die Unternehmensanalyse neben den Kennzahlen der quantitativen Analyse auch subjektive Beurteilungen der konkreten Unternehmenssitutation durch eine qualitative Analyse ein. Die qualitative Analyse befasst sich dabei mit der Qualität des Managements, den angebotenen Produkten und Dienstleistungen, der Unternehmenseffizienz, dem Image und auch der Wettbewerbssituation, um ein möglichst umfassendes Bild von dem untersuchten Unternehmen zu erlangen.

Beispiele für Kennzahlen der quantitativen Unternehmensanalyse

  • KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) / PER (price earnings ratio)
    • KGV = Aktienkurs / Gewinn pro Aktie
    • Gewinn pro Aktie = Periodengewinn / Anzahl der Aktien
  • Kurs-Cash Flow-Verhältnis = Kurs je Aktie / Cash Flow je Aktie
  • Dividendenrendite = Dividende pro Aktie/ Kurs der Aktie
  • Substanzwert = Summe Buchwert Eigenkapital + Stille Reserven
  • Aktienrendite = Gewinn pro Aktie / Kurs der Aktie = 1/ KGV
  • Buchwert-Marktwert-Verhältnis